Sprache der Hände

Abgesehen von den Augen, die bei einer ersten Begegnung, bei einem ersten Gespräch eine wichtige Rolle spielen, sind es wohl die Hände, die gleich danach den Platz einnehmen. Trifft man auf einen Menschen und teilt man seine Zeit mit ihm, so steht zu Beginn dieser Begegnung fast immer ein Händedruck. In diesem Kontext drücken wir unbewusst aus, dass wir friedlich aufeinander zugehen und einander respektieren. Ist noch dazu Liebe im Spiel, so entsteht durch die Berührung der Hände ein magischer Moment, der voller Gefühle ist.

Dass auch Hände sprechen können, hat der britische Fotograf und Pionier der Fototechnik, Eadweard Muybridge (1830 – 1904) erstmals auf Bildsequenzen mit Bewegungsabläufen festgehalten. Er inspirierte Auguste Rodin in den späten 1880ern zu mehreren Skulpturen, wo isolierte Hände noch immer die volle Fähigkeit zeigen, Emotionen auszudrücken. Eines dieser Werke ist „Die Kathedrale“, die dem Betrachter viel Raum zum „Hören“ lässt. Hat man zuerst den Eindruck, dass die zarte Berühung der Finger Bände spricht, so zeigt sich rasch der intime Raum zwischen den Händen, den Rodin gekonnt nutzt, um die Spannung durch den verbliebenen Zwischenraum zu erhöhen.

Bild: La Cathédrale von Rodin, Antanana, Lizenz