Internationaler Tag:Kinder mit FetalerAlkohol-Spektrumstörung

Unsere Gesellschaft toleriert viele Schadstoffe, die in Form von „Genussmitteln“ konsumiert werden. Viele davon gefährden auch die Gesundheit des ungeborenen Kindes, wenn sie während einer Schwangerschaft eingenommen werden. Untersuchungen haben bewiesen, dass Alkohol dabei eine führende Rolle einnimmt, denn seine giftigen Inhaltsstoffe können sowohl körperliche als auch geistige Beeinträchtigungen bei Neugeborenen hervorrufen. Leider wird diese schädigende Wirkung für das Kind im Allgemeinen unterschätzt und verharmlost, denn nicht nur große Mengen Alkohol, sondern selbst das normale gesellschaftliche Trinken können zu bleibenden Schäden beim Kind führen. Niemals würde ein verantwortungsbewusster Mensch einem Säugling Alkohol zum Trinken geben – Ungeborene werden ihm aber bei jedem Glas, das getrunken wird, ausgesetzt.

Alle Formen dieser pränatalen Schädigungen werden unter dem Begriff FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) zusammengefasst. Rund zwei von hundert Neugeborenen in Europa kommen auf Grund des Alkoholkonsums ihrer Mutter während der Schwangerschaft mit Beeinträchtigungen zur Welt. Diese vorgeburtlich erworbenen Behinderungen wären zur Gänze zu verhindern, wenn während der Schwangerschaft auf jegliches Trinken von Alkohol verzichtet werden würde.

Zu den alkoholassoziierten Beeinträchtigungen für das heranwachsende Kind und dauerhaften Behinderungen zählen: Intrauteriner Tod, Frühgeburten, Entzugssyndrome beim Neugeborenen, Schädigung des Zentralnervensystems, Defizite im kognitiven, sensitiven und psychosozialen Bereich (z.B. Entwicklungsverzögerung, Beeinträchtigung des geistigen Reifungsprozesses, Lernstörungen, Verhaltensauffälligkeiten), sowie körperliche Missbildungen. Dem Kind wird schon von Beginn an das Recht auf ein – im Sinne des ganzheitlichen Gesundheitsverständnisses – körperliches, seelisches und geistiges Wohlbefinden vorenthalten. Es steht außerhalb seiner Macht und Einflussnahme, sich gegen das gesundheitsschädigende Verhalten seiner Mutter, von dem es mitbetroffen ist, zur Wehr zu setzen. Manche Kinderärzte bewerten den Konsum legaler Drogen während der Schwangerschaft sogar als „larvierte Formen von Kindesmisshandlung“, die ja bekanntlich im rechtsfreien Raum stattfindet.

Pränatale Schädigungen von Kindern effektiv zu verhindern ist eine der wichtigsten Public-Health-Aufgaben, die in Angriff zu nehmen ist. Voraussetzung dafür ist aber auch der politische Wille, sich dieser Herausforderung zu stellen und damit stellvertretend das grundlegende Recht jedes Kindes auf Gesundheit und Wohlergehen zu wahren.

Vor fast 20 Jahren habe ich mich bereits der Fetalen Alkohol-Spektrumstörung in meiner Dissertation gewidmet. Erstaunlich ist, dass nach so langer Zeit dieses Thema nach wie vor bagatellisiert wird und auch weiterhin in der Prävention nur marginal präsent ist. „Ein Glas schadet schon nicht“ heißt es. Aber: Mit einem Glas fängt es an und weitergezählt wird leider nicht. Fachpersonen zum Thema sind ebenso rar, wie auch die Diagnose FASD für Spezialisten schwierig zu stellen ist, da einige Symptome auch anderen Krankheitsbildern zuzuordnen sind. Auch die Frage nach dem Alkoholkonsum während der Schwangerschaft stellt einen Eingriff in die Persönlichkeit dar und wird somit eher vermieden. Im Kontext Schule hat FASD ebenso keinen Stellenwert: Oft, weil dieses Syndrom unbekannt ist, es keine Diagnostikmöglichkeit gibt und man es ebenso tunlichst vermeidet, nachzufragen, weil doch auch ein gewissen Stigma damit verbunden ist.

In Deutschland und Österreich gibt es dazu Vereine, die Hilfe anbieten. In der Schweiz bietet das  Kompetenzzentrum Sucht Hilfe an.

https://www.fasdhilfeaustria.at/

https://www.fasd-deutschland.de/

https://www.suchtschweiz.ch/#

 

Bildquelle: Illustration Flyer „null komma null für Ungeborene“  https://www.andreakrizmanich.com/    https://www.vogtenhuber.at/