Zumeist dient der Begriff im positiven Sinne zur Beschreibung eines friedvollen, sich gegenseitig befruchtenden Nebeneinanders unterschiedlicher Kulturen; er ist aber gleichzeitig kritisch oder auch abwertend in Gebrauch.
Mit der Anerkennung des Multikulturalismus verlässt Europa einen Sonderweg der Geschichte, der unendliches Leid über den Kontinent gebracht hat, kehrt einer Vorstellung den Rücken, die immer schon verlogen war: Der Idee nämlich, die verschiedenen Nationen müssten aus ethnisch und kulturell homogenen „Staatsvölkern“ bestehen.
Das Dauergerangel um den Begriff entsteht dadurch, dass er als Antwort auf eine Frage missverstanden wird: Ist das Miteinander der Kulturen nun gut oder schlecht? Seine Erfinder antworten: Es ist einfach da – ob es einem passt oder nicht.
Schaut man sich in der Geschichte und auf dem Globus um, ist der Multikulturalismus die Regel, nicht die Ausnahme. Das Habsburgerreich war ebenso multikulturell, wie das Reich der Osmanen. Der Versuch der ultranationalistischen neuen Staaten auf dem Balkan, ihr Gebiet auf Kosten dieser Reiche zu vergrößern, führte schließlich in den Ersten Weltkrieg. Und der Wahn ist nicht vorbei. Dieser Tage benutzt Wladimir Putin das ethnisch-kulturelle Prinzip, um die Zerstückelung der Ukraine zu rechtfertigen und die Staaten des Baltikums zu bedrohen.
Im Gegensatz zu dem US-amerikanischen Schmelztiegel-Ideal, in dem die verschiedenen Kulturen in einem "melting pot" eingeschmolzen werden, wird die ethno-kulturelle Verschiedenheit in Kanada prinzipiell positiv eingeschätzt. Es besteht ein Recht auf kulturelle Differenz, dabei werden jedoch Gruppen als gleichwertig angesehen - denen auch die gleichen Chancen eingeräumt werden sollen. Damit unter diesen Bedingungen ein Zusammenleben funktionieren kann, gelten für alle gemeinsame Grundwerte und -regeln. Dazu zählen die Verfassung, Gesetze und die gemeinsame Sprache.
Während man die Migranten in Deutschland lange Zeit einfach sich selbst überließ und hoffte, sie würden sich schon einleben, ist Kanada von Anfang an davon ausgegangen, dass sich die multikulturelle Gesellschaft nicht von alleine entwickelt, sondern sie politischer und gesellschaftlicher Anstrengung bedarf. Um das Prinzip der Einheit in der Verschiedenheit zu gewährleisten, hat die Politik den Prozess gezielt gesteuert. Auf der einen Seite unterstützt sie die Entfaltung der Kulturen, auf der anderen Seite definiert sie klar, was Einwanderer zu leisten haben. Auf diese Weise funktioniert die Integration in Kanada sehr gut. Davon profitieren auch die Menschen: Das kanadische System ist farbenblind - es achtet nicht auf Hautfarbe und kulturelle Herkunft.
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