Thema Tod und Trauer bei Kindern

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Erinnerungsherz

Immer wieder gehen Eltern, Lehrer*innen und Erzieher*innen davon aus, das Kind sei zu jung, um zu verstehen, was Tod bedeutet. Sie wollen es vor der Realität des Todes schützen und nicht mit etwas belasten, das es - ihrer Meinung nach - noch gar nicht erfassen kann. Doch Kinder sind sich dieser Realität bewusster als Erwachsene es annehmen. Sie haben je nach Alter ihre eigenen Vorstellungen von den Begriffen Leben und Tod.

Ab dem 8. Monat bis zum 2. Lebensjahr haben Kinder schon stabile Bindungen zu bestimmten Personen aufgebaut. Sie suchen aktiv nach einem verschwundenen Elternteil, weinen und sind verzweifelt, haben Angst.
Das Vorschulkind (bis 6 Jahre) hat ein „magisches Denken“ – Dinge und Menschen verfügen über magische Kräfte. Der Tod wird als Schlaf angesehen, wird mit Dunkelheit und Bewegungslosigkeit gleichgesetzt. Die Endgültigkeit des Todes kann jedoch kognitiv noch nicht erfasst werden.
Das Grundschulkind (6-9 Jahre) besitzt ein „intuitives Denken“. Ordnen und Quantifizieren sind möglich – wie dies funktioniert, ist allerdings unklar. Die Endgültigkeit des Todes wird langsam erkannt. Realität und Phantasie wechseln allerdings noch ab. Ab diesem Alter kann der Tod auch schon auf die eigene Person bezogen werden.
Das Kind ab 10 Jahren begreift die Endgültigkeit des Todes. Es erkennt die Unvermeidbarkeit, dass der Tod jeden Menschen trifft und die Allgemeingültigkeit, dass auch junge Menschen sterben können.

Es gibt viele Ausdrucksweisen der Trauer, die stark vom Alter des Kindes abhängen. Diese unterschiedlichen Ausdrucksweisen vermischen sich, wechseln sich ab oder können aufeinanderfolgen: Weinen, Schreien, Stöhnen, Wut, Zorn, Aggression, Trotz, Schuldgefühle, Hilflosigkeit, uvm. Es ist wichtig, seinen Gefühlen in der Trauer nachzugehen, denn nur so ist es möglich, den Verlust zu verarbeiten.
Nicht nur die Seele, sondern auch der Körper reagiert auf den Verlust eines geliebten Menschen. Symptome, wie Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Herzrasen, Kurzatmigkeit, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen können sich als Begleiterscheinungen der Trauer zeigen.
Ein Kind, das trauert, braucht Menschen, die mit ihm sprechen, die ihm zuhören und die Fragen des Kindes aufrichtig und ehrlich beantworten. Das Kind und seine Fragen bestimmen das Gespräch: Den Zeitpunkt, die inhaltliche Richtung und das Tempo. Kinder sollten nicht zum Reden gezwungen werden, aber sie sollten wissen, dass es immer Raum und Zeit für ein Gespräch gibt. Im passenden Rahmen erstaunen Kinder oft mit ihrer Fähigkeit zu tiefsinnigen und philosophischen Gedanken zu den Themen Tod und Trauer.
Je kleiner das Kind ist, desto stärker muss das Angebot der körperlichen Nähe sein. Rituale sind bei Kindern ganz wichtig. Es gibt ihnen sehr viel Sicherheit, wenn der gewohnte Tagesablauf beibehalten wird, wenn klare Strukturen vorhanden sind und liebgewonnene Rituale, wie z.B. Geschichten oder Lieder vor dem Einschlafen, in dieser Zeit der Trauer verstärkt werden. Wichtig ist auch, dass dem Kind die Möglichkeit gegeben wird, sich von dem geliebten Menschen zu verabschieden.

Wer bei diesem Thema Unterstützung von Fachleuten benötigt, findet diese unter anderem hier in Österreich, in Deutschland und in der Schweiz.