Der Sterntaucher passt als Vogel des Monats Dezember gut zur Weihnachtszeit. Sterne haben einen festen Platz in der Weihnachtsgeschichte, der bekannteste ist der Stern von Bethlehem. Doch woher kommt denn der Name Sterntaucher? Taucht er etwa in den Seen des Nordens nach versunkenen Sternen? Oder taucht er nur nachts, wenn die Sterne hell genug am Himmel funkeln? Nein, der Name hat mit seinem Aussehen zu tun – und es gibt zwei verschiedene Erklärungen dafür:
Auf der Oberseite des Schlichtkleids – dem Federkleid, das er im Winter trägt – hat der Sterntaucher feine weisse Strichel. Das sieht aus, als ob er mit lauter kleinen Sternen übersät wäre.
Die zweite Erklärung bezieht sich auf sein Prachtkleid, also das Federkleid, das er im Sommer resp. zur Brutzeit trägt. Hier hat er auf der Vorderseite des Halses einen auffälligen roten, dreieckförmigen Fleck. Solche Halszeichnungen bezeichnet man bei Vögeln oft als „Stern“, auch wenn sie überhaupt nicht sternförmig sind. Sein wissenschaftlicher Name leitet sich ebenfalls daraus ab: Gavia stellata bedeutet im lateinischen „der Taucher mit dem Stern“.
Der Zusammenhang mit Weihnachten lässt sich noch etwas weiterspinnen. Bei uns in Mitteleuropa, also in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sieht man nämlich den Sterntaucher nur im Winter und somit auch zur Weihnachtszeit. Er ist ein eher seltener Gast, aber dennoch sind jedes Jahr einige Sterntaucher auf unseren Seen und Flüssen zu beobachten. Sie überwintern in Mitteleuropa und ziehen dann von einem Ort zum anderen. So war dieses Jahr im November ein Sterntaucher für ca. 3 Wochen mitten in der Stadt Zürich auf dem Zürichsee zu Gast, bevor er wieder weiterzog. Im letzten Jahr konnte man einen Sterntaucher auf dem Rhein oberhalb von Basel bis in den Dezember hinein beobachten.
Zur Brutzeit sind die Sterntaucher jedoch echte „Nordländer“. Ihre Brutgebiete liegen rund um den Nordpol und umfassen die Tundra und Taiga in Europa, Asien und Nordamerika. In Europa kommt die Art im Norden Irlands, in Schottland, Island, Skandinavien sowie im Norden von Russland vor.
Sterntaucher sind die kleinsten Vögel aus der Familie der Seetaucher. Diese umfasst vier weitere Arten: Prachttaucher, Gelbschnabeltaucher, Eistaucher und Pazifiktaucher. Sie alle haben etwas unterschiedliche Verbreitungsgebiete. Alle Seetaucher erjagen sich ihre Nahrung unter Wasser tauchend. Auf dem Speiseplan stehen überwiegend kleine Fische. Zusätzlich werden Frösche, Krebstiere, Weichtiere und sogar Wasserinsekten gejagt.
Die Sterntaucher sind, wie alle anderen Seetaucher, optimal für das Leben auf und unter Wasser ausgerüstet. Sie können bis zu 2 Minuten unter Wasser bleiben und erreichen dabei Tauchtiefen bis zu 30 Meter. Durch kräftiges Rudern mit den Füssen legen sie auch grosse Strecken unter Wasser zurück und tauchen meist an einem ganz anderen Ort auf, als sie abgetaucht sind.
Oft sieht man, dass Sterntaucher schwimmend mit dem Kopf im Wasser die Umgebung unter der Wasseroberfläche nach Nahrung absuchen, man bezeichnet dies als „schnorcheln“. Haben sie etwas entdeckt, tauchen sie schnell, elegant und lautlos unter, ohne den Sprung, den viele andere Wasservögel, wie etwa der Kormoran, vor dem Abtauchen zeigen.
Zu den typischen Bewegungsmustern des Sterntauchers gehört ein von Flügelschlägen begleitetes Aufrichten auf dem Wasser.
So elegant die Sterntaucher im Wasser wirken, so unbeholfen bewegen sie sich auf dem Land. Sie können nicht einmal für längere Zeit aufrecht stehen, sondern müssen sich hierbei mit der Brust abstützen. Die Beine ermöglichen keine watschelnde Fortbewegung, wie man sie etwa von den Enten kennt. Stattdessen bewegen sie sich mit kurzen, froschartigen Sprüngen vorwärts. Zum Fliegen starten sie meistens vom Wasser aus und benötigen eine relativ lange Anlaufstrecke. Einmal in der Luft, sind sie jedoch gute und ausdauernde Flieger.
Für die Brut und Jungenaufzucht suchen sich die Sterntaucher sehr kleine Gewässer – Seen oder stille Flüsse – aus. Ihr Nest bauen sie am Ufer oder auf kleinen Inselchen dieser Gewässer. Es ist meist nur eine Bodenmulde, die mit Moos, Gras oder auf dem Seegrund gesammelten Algen ausgepolstert wird.
Das Weibchen legt meist zwei Eier, selten eines oder drei. Diese werden 25 bis 30 Tage bebrütet, wobei sich Männchen und Weibchen abwechseln. Die Küken sind keine richtigen Nestflüchter, wie dies bei den meisten Wasservögeln der Fall ist, sondern sie werden in ihren ersten Lebenstagen von den Altvögeln im Nest gehudert und gefüttert. Für die Futterbeschaffung fliegt einer der Altvögel meist lange Strecken bis zu grösseren Seen oder aufs Meer, denn die kleinen Brutgewässer der Sterntaucher geben zu wenig Nahrung her.
Oft fliegen die Altvögel zur Nahrungsbeschaffung bis zu 50 Mal zwischen dem Brutplatz und dem Jagdgewässer hin und her.
Die ausführliche Dokumentation zum heutigen Vogel des Monats für den Unterricht finden Sie hier: Sterntaucher oder in der Lehrmittel Boutique, wo das Heft auch für Nichtmitglieder kostenlos zur Verfügung steht.
Ich danke Edith und Beni Herzog herzlich für die interessanten Informationen und die wunderbaren Fotos sowie die Audio-Aufnahmen. Auf ihrer Webseite benifotos.ch sind die Bilder grösser und noch prächtiger zu sehen.
Zielgruppe: 4.- 6. Klasse
Bezug Lehrplan 21: NMG 2.1 NMG 2.3 NMG 2.4 NMG.2.