Die deutsche Malerin Paula Modersohn-Becker ist eine der bedeutendsten Vertreterinnen des frühen Expressionismus. Sie hat viele Porträts, Selbstporträts, Kinderbilder, bäuerliche Szenen, Landschaften und Stillleben gemalt.
Paula Becker wurde 1876 in Dresden geboren. Sie war das dritte Kind von insgesamt sieben Geschwistern. Bei der Erziehung der Kinder der Familie Becker spielten Kunst, Literatur und Musik eine wichtige Rolle. Paula erhielt wie ihre Schwestern Klavierunterricht. 1888 zog die Familie Becker nach Bremen, wo Paula ihr erstes kleines Atelier bekam. 1892 ging Paula nach London, um Haushaltführung und Englisch zu lernen. Hier erhielt sie ihren ersten Kunstunterricht.
1893 begann Paula Becker auf Wunsch ihres Vaters eine Ausbildung als Lehrerin.1895 bestand sie das Lehrerinnenexamen mit gutem Abschluss. Während dieser Zeit bezahlte ihr Vater ihr private Malstunden. Dieser Malunterricht war für Paula die erste Gelegenheit, nach einem lebenden Modell zu arbeiten. Sie malte ihre Geschwister und 1893 das erste Selbstporträt. Später zog sie nach Berlin, wo sie viele Museen besuchte und die Werke bekannter Künstler nachzeichnete, z.B. Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Tizian und Leonardo da Vinci. Leider durfte Paula Becker nicht an der Kunstakademie studieren, denn Frauen hatten damals in Deutschland und Österreich keinen Zugang zu Universitäten. Eine Ausnahme bildete die Schweiz, wo Frauen schon seit 1840 studieren konnten.
1900 begegnete sie in Paris ihrem späteren Ehemann, Otto Modersohn, einem angesehenen Landschaftsmaler. Sie heirateten am 25. Mai 1901. Modersohn liebte seine Frau und hielt in seinen Tagebüchern fest, dass die Ehe schöner verlaufe, als er je geglaubt hätte. Sie jedoch schrieb in ihr Tagebuch: „Es ist meine Erfahrung, dass die Ehe nicht glücklicher macht.“ Das Paar lebte vor allem in Worpswede, doch Paula zog es immer wieder nach Paris, begierig, dort mehr über moderne Kunst zu lernen. Paris war damals schon ein führendes Kunstzentrum in Europa. Anders als ihr Mann, der die Stille und Zurückgezogenheit von Worpswede brauchte, um sich künstlerisch zu entfalten, schätzte Paula Modersohn-Becker den Kontakt und die Abwechslung.
In vielen Bildern spürt man einen sehnlichen Kinderwunsch, den sie sich aber zunächst nicht zu erfüllen wagte. Sie malte sich selber als Schwangere, obwohl sie es zu diesem Zeitpunkt gar nicht war.
Dass sie sich nahezu in Lebensgrösse nackt malte, war 1906 ungeheuer mutig, ja eine Sensation: der erste Blick einer Frau auf den eigenen Körper.
Paulas beste Freundin war Clara Westhoff. Diese heiratete später ihren gemeinsamen Freund, den Dichter Rainer Maria Rilke. Rilke nahm ursprünglich Paula Becker nicht als Künstlerin wahr, sondern als „ernste Freundin“. Erst später erkannte er ihre grossen künstlerischen Fähigkeiten und schrieb: „Das merkwürdigste war, Modersohns Frau in einer ganz eigenen Entwicklung ihrer Malerei zu finden, rücksichtslos und geradeaus malend, Dinge, die sehr worpswedisch sind und die noch nie einer sehen und malen konnte.“
Endlich wurde Paula schwanger und brachte am 2. November 1907 nach einer schwierigen Geburt ihre Tochter Mathilde zur Welt. Kurz darauf verstarb sie im Alter von nur 31 Jahren.
Download: Karteikarten Paula Modersohn-Becker
Zielgruppe: 3.-5. Klasse
Bezug Lehrplan21: BG.3.A.1
Bilder: Wikimedia Commons, Quellenangaben im Heft, Selbstbildnis: Lizenz