Vogel des Monats: Kormoran

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Kormoran Titelbild

Ein grosser schwarzer Vogel, der jeden Tag Fisch frisst, hat unter den Menschen nicht nur Freunde. Er beschäftigt sogar die Politik, da Berufsfischer und Angler ihn für den Rückgang der Fischbestände verantwortlich machen. Vögel und Fischer – das ist ein schwieriges Thema. Sogar der „fliegende Edelstein“ – der Eisvogel – wurde früher als Fischereischädling betrachtet und deshalb verfolgt und umgebracht. Aber alles schön der Reihe nach.

Der Artname „carbo“ bedeutet „Kohle“ und bezieht sich auf die überwiegend schwarze Färbung des Gefieders des Kormorans. Besonders bei Sonnenschein erkennt man im Gefieder den grünlich-bläulichen Schimmer, die schwarz gesäumten Flügel- und Rückenfedern schimmern bronzefarben, dadurch wirkt die Oberseite des Vogels geschuppt. Im Pracht- oder Brutkleid sticht die Kopfzeichnung besonders hervor: Der Scheitel, die Nackenpartie und die Halsseiten sind mit feinen weissen Federn durchsetzt, am Schnabel fällt die gelborange nackte Gesichtshaut auf.

Kormoran 1 Prachtkleid

Die Augen der adulten Vögel sind smaragdgrün. Ein besonderes Merkmal im Prachtkleid ist der weisse Schenkelfleck, der bei der Balz eine wichtige Rolle spielt und durch Auf- und Abbewegen der Flügel – man bezeichnet dies auch als „Flaggen“ – immer wieder aufblitzt. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt.

Im Schlichtkleid, also ausserhalb der Balz- und Brutzeit, fehlen die weisse Befiederung am Scheitel und Hals sowie der weisse Fleck am Schenkelansatz.

Kormoran 2 Schlichtkleid

Juvenile Kormorane haben eine matter gefärbte Oberseite, Brust und Bauch sind hell gefärbt, mit zunehmendem Alter wird ihr Gefieder immer dunkler. Die Iris ist graubraun oder graugrün.

Kormoran 3 Juvenil

Kormorane kommen in grossen Teilen Europas, Asiens, Afrika, ausserdem in Australien, Neuseeland sowie Grönland und an der Ostküste Nordamerikas vor. „Unsere“ Kormorane gehören zur Unterart „sinensis“, was übersetzt „chinesisch“ heisst. Diese Art ist bei uns seit jeher heimisch und wurde nicht, wie manchmal behauptet, aus China als Fremdling eingeschleppt.

Allen Kormoranen ist natürlich gemeinsam, dass sie sich fast ausschliesslich von Fisch ernähren. Der „Meeresrabe“ ist ans Wasser gebunden, sehr gesellig und jagt deshalb oft in dichten Trupps.

Kormoran 4 gesellig

Der Hakenschnabel eignet sich hervorragend, um die Fische hinter den Kiemen zu packen.
Die Füsse sind mit Schwimmhäuten ausgestattet. Mit einem kleinen Sprung tauchen die Vögel ins Wasser und bleiben 50 bis 80 Sekunden unter Wasser. Sie tauchen bis zu einer Tiefe von drei bis neun Metern, manchmal auch mehr. Unter Wasser bewegen sich die Vögel mit ihren Füssen fort, die Flügel sind angelegt.

Die gefangenen Fische sind in der Regel zwischen 15 und 30 cm gross, im Herbst bilden kleinere Jungfische einen Hauptteil der Nahrung. Die Beute wird unter Wasser verschlungen, grössere Beutetiere hingegen erst nach dem Auftauchen. Diese werden mit dem Schnabel hochgeworfen und wieder aufgefangen, sodass sie Kopf voran geschluckt werden können.

Das Gefieder des Kormorans nimmt beim Abtauchen Wasser auf, was ihm bei der Fortbewegung unter Wasser einen Vorteil verschafft, da sich dadurch der Auftrieb verringert, eine ideale Anpassung an die Unterwasserjagd. Dafür muss er nach seinen Tauchgängen seine Flügel in ausgebreiteter Haltung wieder trocknen lassen.

Kormoran 5 trocknen

Kormorane brüten in Kolonien, die Standorte sind je nach Habitat unterschiedlich. An Meeresküsten brüten sie auf Klippen, im Binnenland auf hohen Bäumen an Gewässern oder am Boden. Sie führen eine monogame Saisonehe, das heisst sie suchen sich jedes Jahr einen neuen Partner.

Kormoran 6 Kolonien

Beide Eltern beteiligen sich am Nestbau. Dazu brechen sie Äste und Zweige ab oder holen diese aus dem Wasser. Die Nestmulde wird mit feinem Material ausgepolstert, an der Küste häufig mit Seetang. Das Gelege umfasst in der Regel drei bis vier Eier. In Mitteleuropa findet die Eiablage meistens von Ende April bis im Juni statt. Die Eltern wechseln sich beim Bebrüten der Eier ab. Die Nestlingszeit dauert rund 50 Tage. Beide Eltern tragen Nahrung herbei, die aus hochgewürgtem Fisch besteht. Die Jungvögel stupsen den Schnabel des Altvogels an, was diesen zum Hochwürgen der Nahrung animiert. Sobald der Altvogel seinen Schnabel öffnet, verschwindet der Kopf des Jungvogels in seinem Schlund, um an die begehrte Nahrung zu gelangen.

Kormorane sind ausserhalb der Brutplätze meist stumm. Rufe in Kolonien sind tief und kehlig krächzend.

Kormoran Reserve Schlichtkleid

In der Schweiz kannte man den Kormoran bis 1940 nur als Durchzügler, später begann er bei uns zu überwintern. Ab 2001 begann er hier zu brüten, bekannt sind rund 10 Kolonien, im Rhonedelta am Genfersee, am Bodensee, Greifensee und vor allem am Neuenburgersee. Der Bestand gemäss Schweizer Brutvogelatlas 2013 – 2016 beträgt 1200 bis 2100 Paare.

Einst wurde der Kormoran in Europa fast ausgerottet. Als er unter Schutz gestellt wurde, konnten sich die Bestände erholen. Was Naturschützer freut, ist den Fischereikreisen ein Dorn im Auge. Graureiher, Haubentaucher, Gänsesäger – alle Fischfresser – werden verantwortlich gemacht für den Rückgang der Fische, aber der Schwarze Peter in diesem traurigen Spiel ist zweifellos der Kormoran.

Kormoran TDie ausführliche Dokumentation zum heutigen Vogel des Monats für den Unterricht finden Sie hier: Kormoran oder in der Lehrmittel Boutique, wo das Heft auch für Nichtmitglieder kostenlos zur Verfügung steht.

Ich danke Edith und Beni Herzog herzlich für die interessanten Informationen und die wunderbaren Fotos. Auf ihrer Webseite benifotos.ch sind die Bilder grösser und noch prächtiger zu sehen.


Zielgruppe: 3. - 6. Klasse
Bezug Lehrplan 21: NMG 2.1 NMG 2.3 NMG 2.4 NMG.2.6