Der Gesang der Feldlerche als Frühlingsbotin erfreut nicht nur die Menschen, er inspirierte während Jahrhunderten auch Dichter und Komponisten. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, an einem schönen Frühlingsmorgen das Tirilieren oder Jubilieren der Feldlerche zu hören und ihren Singflug beobachten zu können.
Dabei schwingt sich das Männchen spiralförmig bis 60 m und mehr in die Höhe und singt ununterbrochen, dann verharrt es oft einige Minuten schwirrend an der gleichen Stelle und lässt dabei sein Lied weiterklingen.
Der Sinkflug ist nicht weniger spektakulär – der Vogel fällt plötzlich wie ein Stein zu Boden, das letzte Stück mit angelegten Flügeln und ohne seinen Gesang zu unterbrechen.
Kurz über dem Boden entfaltet die Feldlerche ihre Flügel und fängt den Sturzflug ab. Da sie beim Ein- und Ausatmen nicht absetzt, kann sie bis fünf Minuten und länger singen.
Das Verbreitungsgebiet der Feldlerche erstreckt sich von Nordafrika, Westeuropa und Nordnorwegen bis Ostsibirien und Japan, im Gebirge ist sie ebenfalls anzutreffen. In der Schweiz gibt es heutzutage nicht mehr viele Orte, wo man in den Genuss des Gesangsszenarios dieser Vogelart kommt.
Die Feldlerche ist buchstäblich im Sinkflug, auch in andern Ländern wie beispielsweise Deutschland. Hier wurde sie dieses Jahr zum Vogel des Jahres erklärt, bereits 1998 wurde ihr die Ehre als Jahresvogel zuteil, leider haben sich ihre Lebensumstände seither nicht verbessert.
Als ursprüngliche Steppenbewohnerin findet sie diese Voraussetzungen in der heutigen Agrarlandschaft fast nicht mehr. Die drastischen Veränderungen ihres Lebensraums setzen ihr und andern Wiesen- und Kulturlandvögeln, wie beispielsweise dem Kiebitz, stark zu. Das Lied der Feldlerche oder des „Himmelvogels“, wie sie auch bezeichnet wird, verstummt mehr und mehr.
Die heutige Agrarlandschaft mit den Intensivkulturen bietet dem Vogel fast keine Brutmöglichkeit mehr. Ihre Brut zieht die Feldlerche nämlich in Wiesen und Feldern am Boden auf. Die Bewirtschaftung des Agrarlandes hat sich seit den 1970er-Jahren drastisch verändert hin zu grossflächigen, schnell und dicht aufwachsenden Pflanzenkulturen wie Wintergetreide, Raps oder Mais. Für die Feldlerche gibt es hier fast kein Durchkommen mehr, sie hat auch keine Landemöglichkeit und Zugang zu ihrem Bodennest.
Weicht sie mit dem Nest auf die vegetationsfreien Fahrspuren im Feld aus, wird dieses bei der nächsten Feldbearbeitung direkt vom Traktor überrollt. In intensiv genutztem Grasland sind die Zeiträume der Schnitttermine so kurz, dass die Aufzucht einer Brut zeitlich gar nicht ausreicht. Sogar Bergwiesen werden heute früher und häufiger geschnitten als früher, deshalb kämpfen Feldlerchen und andere Wiesenvögel auch hier ums Überleben. Dazu kommt der Mangel an Insekten, deren Bestände ebenfalls drastisch zurückgehen. Insekten bilden während der Jungenaufzucht der Vögel die Hauptnahrung.
Es ist alles andere als einfach, eine Feldlerche auf dem Boden zu entdecken. Sie ist von schlanker Gestalt und besitzt eine optimale Tarnfarbe, was für bodenbrütende Vögel natürlich wichtig ist. Ihr Gefieder ist graubraun, Oberseite und Brust sind gestrichelt, der Bauch weiss. Ein besonderer Schmuck sind die feinen, schwarzbraunen Längsstreifen am Oberkopf. Ihre kurze Federhaube am Kopf stellen die Männchen manchmal auf. Besonders im Flug fallen die weissen Seitenkanten des Schwanzes auf.
Feldlerchen sind Kurzstreckenzieher. Die Schweizer Brutvögel überwintern vorwiegend in Südfrankreich und Norditalien und kehren bereits im Februar und März zurück. Ihren Gesang kann man früh im Jahr hören, er dauert bis Mitte Juli und dient vor allem der Markierung des Reviers.
Die Eiablage erfolgt meist Mitte April. Als Bodenbrüter scharrt die Feldlerche ihre Nestmulde am Boden in wenig dicht stehender Vegetation von Buntbrachen, Wiesen, Weideland, Getreide-, Gemüse- und Zuckerrübenfeldern. Die Mulde kleidet sie mit dünnen Grashalmen und Würzelchen aus.
Das Gelege besteht meist aus zwei bis sechs Eiern, die das Weibchen im Abstand von je einem Tag legt. Wenn das Gelege vollständig ist, beginnt es zu brüten. Nach rund 14 Tagen schlüpfen die Jungvögel, sie sind zunächst nackt und blind. Die fürsorgliche Mutter wärmt sie, während der Vogelpapa Nahrung – vor allem Insekten – herbeischafft.
Dann geht es bald raus: Im Alter von etwa zehn Tagen verlässt der Nachwuchs das Bodennest und verteilt sich in der Nestumgebung, wo beide Eltern sie weiterfüttern. Die schlichte Gefiederfärbung tarnt die Kleinen gut, trotzdem sind sie in der Nestphase und auch später vielen Gefahren ausgesetzt. Rabenvögel, Kleinsäuger wie Hermelin und Feldmaus, aber auch Rotfuchs, Möwen, Turmfalken, frei laufende Hunde und Hauskatzen zählen zu ihren Feinden. Im Alter von rund 16 Tagen sind die Junglerchen flugfähig, ihre Selbstständigkeit erreichen sie aber erst nach rund 30 Tagen.
Die Nahrung der Feldlerche ist abhängig von der Jahreszeit. Im Frühling stellen Insekten, Regenwürmer, kleine Schnecken und andere Kleintiere auf dem Speiseplan, besonders für den Nachwuchs ist dies wichtiges Kraftfutter. In den kalten Monaten ist das Menü bescheidener: Pflanzenteile und Sämereien müssen genügen.
Der Lebensraum der Feldlerche muss dringend verbessert werden, da sie sonst eines Tages ganz verstummen könnte. Riesenfelder mit Monokulturen bedeuten ihren Untergang. Ein kleinräumiges Mosaik aus Äckern, Wiesen, Weiden, Getreide und Gemüsefeldern, die mit Buntbrachen und vorübergehend ungenutzten Feldern angereichert sind, bilden die ideale Voraussetzung. In der Schweiz hat man beispielsweise gute Erfahrungen mit weitreihig gesätem Getreide gemacht.
Die Feldlerche hat so Platz zum Brüten und auch der Feldhase profitiert davon. Die Häsin beansprucht den gleichen Lebensraum wie die Feldlerche und gebärt ihren Nachwuchs in lückiger Vegetation auf Ackerland. Ihre Jungen sind dort relativ gut geschützt und die Häsin sucht sie jeweils zweimal am Tag auf, um sie zu säugen.
Leider ist der Anteil der Landwirte, die eine umweltverträgliche und schonendere Landbearbeitung betreiben, verschwindend klein. Auf Pestizide sollte verzichtet werden, damit Wildkräuter und Insekten nicht reduziert werden. Ein Umdenken in der Landwirtschaftspolitik ist bitter nötig, dies kommt Feldlerche, Feldhase und Co. und nicht zuletzt uns Menschen zugute.
Die ausführliche Dokumentation zum heutigen Vogel des Monats für den Unterricht finden Sie hier: Feldlerche oder in der Lehrmittel Boutique, wo das Heft auch für Nichtmitglieder kostenlos zur Verfügung steht.
Ich danke Edith und Beni Herzog herzlich für die interessanten Informationen und die wunderbaren Fotos. Auf ihrer Webseite benifotos.ch sind die Bilder grösser und noch prächtiger zu sehen.
Zielgruppe: 3. - 6. Klasse
Bezug Lehrplan 21: NMG 2.1 NMG 2.3 NMG 2.4 NMG.2.6