Vogel des Monats: Distelfink / Stieglitz

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Distelfink

Der Stieglitz oder Distelfink ist ein farbenprächtiger und geselliger Vogel. Gerade in dieser Jahreszeit lässt er sich oft an verblühten Sonnenblumen beobachten, deren Samen er geschickt und manchmal kopfüber hängend herauspickt.

Distelfink 2 Sonnenblumen

Stieglitze gehören zur Familie der Finkenvögel, was gut am kräftigen Schnabel zu erkennen ist. Dieser ist kegelförmig, aber ziemlich lang und spitz und elfenbeinfarben. Die Färbung des Vogels kommt besonders schön im Sonnenlicht zur Geltung, er kann eigentlich mit keiner andern Vogelart verwechselt werden.

 

Das Rot am Kopf wirkt wie eine Gesichtsmaske, der übrige Kopf ist schwarz-weiss. Rücken und Flanken sind goldbraun, Bauch und Bürzel weiss. Der gekerbte Schwanz und die Flügel sind schwarz mit weissen Punkten. Auffällig ist die leuchtend gelbe Flügelbinde, die im Flug sehr gut zu sehen ist.

Distelfink 3 Geischtsmaske

Jungen Stieglitzen fehlt die farbige Kopfzeichnung, ihr Gefieder ist braun-beige, jedoch sind die weissen Punkte auf den schwarzen Flügeln und die gelbe Flügelbinde bereits vorhanden.

Distelfink 4 Jungvogel

Stieglitze sind fast immer in kleinen Gruppen unterwegs, selbst während der Brut- und Jungenaufzucht. Im Gegensatz zu den meisten andern Vogelarten verteidigen sie kein Revier, nur das Nest wird verteidigt.

Ihr Gesang ist ein fröhliches Gezwitscher, darin eingebaut sind die typischen „stiglit“-Rufe, denen er seinen Namen Stieglitz verdankt. Der wissenschaftliche Name „Carduelis“ leitet sich von „carduus“, dem lateinischen Wort für Distel ab und weist gleichzeitig auf die Lieblingsnahrung des Distelfinken hin, die Samen von Disteln.

Distelfink 5 kleine Gruppen

Eine verwilderte Gartenecke mit verblühten Disteln, Wilden Karden und generell Wildkräutern kann mitten im Winter Distelfinken anlocken.

Distelfink 6 Disteln

Der farbenfrohe Finkenvogel liebt abwechslungsreiche Landschaften wie artenreiche Wiesen, halboffene Landschaften mit Bäumen und Hecken, naturbelassene Gärten, alte Friedhöfe, Weinberge, Parks, aber auch Schuttplätze und Kiesgruben. Wichtig sind Vorkommen von Samen tragenden Pflanzen, wie sie beispielsweise auch in Buntbrachen und an Strassenrändern vorkommen.

Leider geht die heimische Artenvielfalt durch die intensive Landwirtschaft immer mehr verloren, auch Randstreifen mit Blumen und Wildkräutern an Feldern und Wegen werden immer weniger. Sogar in Siedlungen ist der gleiche Trend zu verzeichnen, der Wildkrautvielfalt wird mit Pestiziden zu Leibe gerückt, auch in vielen privaten Gärten.

Stieglitze besiedeln Eurasien von Westeuropa bis Zentralasien und Mittelsibirien sowie Nordafrika. In Südamerika und auf Neuseeland wurden sie vom Menschen eingeführt. Sie kommen bis in höhere Lagen von 1500 m vor. Samen von Erlen, Birken und Kiefern bilden eine willkommene Nahrungsquelle, vor allem in der kälteren Jahreszeit. Zur Brutzeit fressen sie allerdings auch kleine Insekten.

Im Februar/März beginnt das Männchen mit seinem Balzgesang, den es gut einüben muss. Stieglitzdamen sind sehr wählerisch und zeigen sich erst paarungsbereit, wenn die Sangeskünste perfekt sind. Generell sind die Weibchen während der Balz- und Paarungszeit ziemlich dominant, sie singen auch, allerdings in abgeschwächter Form. Man kann allgemein sagen, dass es bei viel mehr Vogelarten singende Weibchen gibt als angenommen wird. Gemäss der Schweizerischen Vogelwarte Sempach sind es bei uns 22 Singvogelarten, bei denen auch die Weibchen singen, dazu gehört beispielsweise auch das Rotkehlchen.

Distelfink 7

Stieglitze brüten in der Regel zweimal pro Jahr und führen eine monogame Saisonehe. Das Weibchen bestimmt den Zeitpunkt der Paarung. Es hat aber nicht nur dabei das Sagen, sondern übernimmt auch den Nestbau und das Brüten, das zwischen Anfang April und Ende Juli erfolgt. Es baut ein napfförmiges Nest aus Stängeln, Grashalmen, kleinen Wurzeln und Moos, gut geschützt auf Bäumen und hohen Sträuchern. Das Nest platziert es zwischen Astgabelungen oder auf Astenden, wichtig ist auch ein guter Ausblick. Für den Nestbau benötigt es rund vier bis sechs Tage. Das Gelege umfasst vier bis sechs weisse Eier, die rotbraun gesprenkelt sind. Das Stieglitzweibchen brütet während 12 – 14 Tagen und wird in dieser Zeit vom Männchen mit Nahrung versorgt.

Nach dem Schlüpfen der Jungvögel hudert und füttert das Weibchen den Nachwuchs aus dem Kropf. Die Nahrung besteht aus dem, was ihm das Männchen gebracht hat. Das Stieglitzweibchen bildet also keine Kropfmilch, wie wir das von Tauben kennen. Nach rund zwei Wochen verlassen die Jungen das Nest. Die Elternvögel versorgen ihre Sprösslinge aber weiterhin mit Nahrung. Nach ungefähr vier Wochen sind die jungen Stieglitze selbstständig.

Stieglitze können acht bis neun Jahre alt werden, in Gefangenschaft bis 17 Jahre.

 Distelfink 8 Karde

Früher wurden Stieglitze in Volieren gehalten, noch heute werden sie leider in viel zu kleine Käfige eingesperrt, vor allem in südlichen Ländern, wo sie mit dem Gesang ihre „Besitzer“ erfreuen sollen. Auch wird in vielen Ländern auf die Vögel in grossem Stil Jagd gemacht, sei es für den Kochtopf oder das „sportliche Vergnügen“.

Die bunten Finkenvögel sind Standvögel und Kurzstreckenzieher. In Regionen mit strengen Wintern weichen sie in wärmere Gegenden aus.

Jeder Gartenbesitzer kann seinen Teil zum Erhalt der hübschen Finken beitragen. Eine verwilderte Gartenecke mit verblühten Disteln, Wilden Karden und generell Wildkräutern kann mitten im Winter Distelfinken anlocken. Natürlich sollte auch auf Pestizide verzichtet werden.

Distelfink T

Die ausführliche Dokumentation zum heutigen Vogel des Monats für den Unterricht finden Sie hier:  Distelfink / Stieglitz oder in der Lehrmittel Boutique, wo das Heft auch für Nichtmitglieder kostenlos zur Verfügung steht.

Ich danke Edith und Beni Herzog herzlich für die interessanten Informationen und die wunderbaren Fotos. Auf ihrer Webseite benifotos.ch sind die Bilder grösser und noch prächtiger zu sehen.


Zielgruppe: 3. - 6. Klasse
Bezug Lehrplan 21: NMG 2.1 NMG 2.3 NMG 2.4 NMG.2.6