Früher war der Alpenbirkenzeisig – wie es der Name sagt – in den Alpen zu Hause. In den letzten Jahrzehnten hat er sein Areal erweitert und besiedelt auch tiefere Lagen. In Europa ist er hauptsächlich in Island, Irland, Schottland, Skandinavien und in weiten Teilen Mitteleuropas beheimatet.
Zu unseren heimischen Birkenzeisigen gesellen sich in der kalten Jahreszeit Wintergäste aus dem Norden. Die Vögel erscheinen in den Niederungen regelmässig ab Oktober und bleiben bis Mitte März oder Anfang April. Ein weiteres Überwinterungsgebiet ist der Mittelmeerraum.
Der Birkenzeisig gehört zur Familie der Finken. Er ist ein kleiner Vogel – kaum grösser als ein Lärchenzapfen – und fällt deshalb fast nicht auf, ausser wenn er ruft.
Sein Gefieder ist braun gestreift, die Kehle schwarz, ein roter Fleck ziert seine Stirn. Die Unterseite ist hell, ausgewachsene Männchen zeigen eine mehr oder weniger rote Brustfärbung. Adulten (erwachsenen) Weibchen fehlt das Karminrot auf der Brust und auch der rote Scheitelfleck ist weniger leuchtend. Auffällig ist der kleine, spitz kegelförmige gelbliche Schnabel.
Der Birkenzeisig ist ein sehr zierlicher Vogel im Vergleich mit seinen Finkenverwandten wie zum Beispiel Buch- oder Grünfink. Sehr eng verwandt ist er mit dem Taiga- und Polarbirkenzeisig, deren Färbung etwas variiert. Vor allem der Alpen- und der Taigabirkenzeisig sehen sich zum Verwechseln ähnlich und bereiten auch guten Vogelkennern Kopfzerbrechen bei der Bestimmung. Der Taigabirkenzeisig ist in der Schweiz ein sehr seltener Wintergast, in Deutschland hingegen kommt es in manchen Wintern zu invasionsartigen Schwärmen.
In der Schweiz brütet der Alpenbirkenzeisig vor allem oberhalb von 1600 m ü. M., im Westschweizer Jura kommt er bereits ab 1000 m Höhe vor. Er bevorzugt Birkenbestände, Lärchen und Arven und subalpines Erlen- und Weidengebüsch, vorzugsweise in der Nähe von Alpweiden, Mähwiesen, Mooren oder Schuttflächen. Die ganzjährig sozialen Vögel brüten oft in lockeren Kolonien von 5 bis 10 Paaren, der Nestabstand zu benachbarten Paaren beträgt aber mindestens fünf Meter.
Das Weibchen ist für den Nestbau verantwortlich und beginnt damit meistens in der zweiten Maihälfte oder Anfang Juni. Das Nest aus Stängeln, Blättern, Zweig- und Wurzelstückchen befindet sich in Stammnähe in einem Baum oder Busch, gut getarnt und gegen Schneefälle geschützt. Damit die Nestlinge schön warm haben, polstert das Weibchen das Nestinnere mit einer isolierenden Schicht aus Schaf- oder Samenwolle, Haaren und Flechten aus. Der Nestbau beansprucht ein bis vier Tage. Späte Schneefälle und nasskalte Witterung können dazu führen, dass Balz und Paarung vorübergehend „abgebrochen“ oder bereits bestehende Gelege aufgegeben werden. Deshalb kommt es bei Alpenbirkenzeisigen recht häufig zu Ersatzbruten.
Das Weibchen legt 4–6 hell bräunliche Eier mit roten Flecken. Es bebrütet sie während rund 12–14 Tagen, die Nestlingszeit dauert 11–13 Tage.Danach führen die Eltern die Jungvögel noch ungefähr zwei Wochen lang. Ab und zu brüten die zierlichen Vögel in der Nähe von Kolonien von Wacholderdrosseln, da diese wehrhaft sind und Rabenvögel vertreiben. Gegen Ende der Brutperiode wandern junge und adulte Alpenbirkenzeisige weit über die Baumgrenze hinauf bis in die obere Alpinstufe, wo um diese Zeit Gras- und Krautsamen reifen.
Vor allem in Deutschland brüten seit Anfang der 1990er-Jahre Birkenzeisige in Parkanlagen oder auf grossen Stadtfriedhöfen, zumeist in Birken oder Koniferen aller Art. Die Brutbestände scheinen aber vielerorts wieder zurückzugehen. Birkenzeisige ernähren sich von Baum-, Kraut und Grassamen, zur Brutzeit stehen aber Insekten wie Blattläuse oder Raupen auf dem Speiseplan.
Da die Hauptnahrung ausserhalb der Brutzeit vor allem aus Samen besteht, müssen diese gut verdaut werden können. Wie andere Finken schlucken Birkenzeisige ab und zu kleine Steinchen, mit deren Hilfe die Samenkörner im kräftigen Muskelmagen zerrieben werden. Wissenschaftlich korrekt heissen diese Steinchen Gastrolithen (aus dem Altgriechischen „Gastér“ = Bauch, Magen und „Lithos“ = Stein), die volkstümliche Kurzbezeichnung ist Grit.
Im Winterhalbjahr erscheinen Alpenbirkenzeisige unregelmässig meist in kleinen Trupps im Mittelland. Sie lassen sich besonders häufig an den Zäpfchen von Erlen oder Birken beobachten, wo sie die Samen herausklauben. Sie turnen dabei geschickt im Geäst herum. An Futterstellen und in Naturgärten mit geeignetem Futterangebot, beispielsweise Samen von Wegwarten und Nachtkerzen, tauchen sie im Herbst manchmal gemeinsam mit Erlenzeisigen auf.
Birkenzeisige streifen grossräumig umher, fliegen oft unvermittelt von einem Baum auf, drehen im Schwarm eine Runde und fallen wieder ein. Einzelvögel zeigen einen recht weiten Bogenflug. Der Flugruf „serrrr“ tönt ein bisschen „elektrisch“ und fällt im Singflug besonders auf.
Birkenzeisige bereichern unsere heimische Vogelwelt, bleiben aber dem ungeübten Auge oft verborgen. Umso schöner, wenn die hübschen und lebhaften Vögel vom Vogelbeobachter entdeckt werden.
Die ausführliche Dokumentation zum heutigen Vogel des Monats für den Unterricht finden Sie hier: der Alpenbirkenzeisig oder in der Lehrmittel Boutique, wo das Heft auch für Nichtmitglieder kostenlos zur Verfügung steht.
Ich danke Edith und Beni Herzog herzlich für die interessanten Informationen und die wunderbaren Fotos. Auf ihrer Webseite benifotos.ch sind die Bilder grösser und noch prächtiger zu sehen.
Zielgruppe: 3. - 6. Klasse
Bezug Lehrplan 21: NMG 2.1 NMG 2.3 NMG 2.4 NMG.2.6
Sommerferientipp
Kennst du irgendwo ein Vogelnest? Ist es in einer im Boden ausgekratzten Mulde wie das Nest des Austernfischers? Ist es auf einer Baumspitze wie ein Falkennest? Hat es die Form einer Schüssel und ist damit die häufigste Nestform unserer Singvögel? Ist es klebrig wie das Nest einer Rauchschwalbe? Ist es ein Hängenest wie es Pirole bauen? Die Nest Page hat Informationen.
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