„Ä Schwan so wiss wie Schnee“, fast jeder Schweizer kennt dieses Lied vom Berner Rockmusiker Gölä. International bekannt ist natürlich das Märchen „Das hässliche Entlein“ des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen.
Die Anmut und Eleganz des Höckerschwans spricht für sich selbst. Diese eingebürgerte Vogelart schliessen wir schon als Kinder auf Anhieb ins Herz. Der Höckerschwan war ursprünglich in Nordosteuropa und in Teilen Asiens verbreitet. Als beliebter Zier- und Parkvogel wurde er im 16./17. Jahrhundert in Mittel- und Westeuropa angesiedelt. Im Mittelalter hielten Monarchen die imposanten Wasservögel als Haustiere in ihren Parks. Noch heute gelten Höckerschwäne in Grossbritannien mit wenigen Ausnahmen als Besitz der Königin.
Der französische König Louis XIV siedelte den Höckerschwan auf der Seine an und Napoleon erliess Weisungen zu seinem Schutz. Die majestätischen Vögel wurden in der Schweiz um 1690 erstmals ausgesetzt. Heute gelten sie als einheimische Vogelart.
Wenn wir einen schwimmenden Höckerschwan sehen, ist uns kaum bewusst, dass er bis 15 kg auf die Waage bringen kann und zu den schwersten flugfähigen Vogelarten weltweit gehört.
Erst beim Abheben in die Luft wird klar, warum er einigen Anlauf benötigt. Bei einer Körperlänge von rund 1.60 m und einer Flügelspannweite bis zu 2.40 m ist das Starten ein grosser Kraftakt, auch die Landung will geübt sein.
Die sirrenden Flügelgeräusche sind typisch für Höckerschwäne. Lautäusserungen hingegen geben sie selten von sich, was ihnen die englische Bezeichnung „mute swan“ – stummer Schwan – einbrachte.
Das Federkleid adulter (erwachsener) Höckerschwäne ist reinweiss und sehr dicht. Am Hals befinden sich Tausende kleiner Federchen, die man auch als Schwanenpelz bezeichnet. Da in ihren ursprünglichen Brutgebieten in Skandinavien die Temperaturen zur Brutzeit noch relativ niedrig sein können, ist eine gute Körperisolierung lebenswichtig.
Als weisser Vogel fällt der Höckerschwan auf grosse Distanz auf, was aber kein Nachteil ist, da er kaum Feinde hat. Höckerschwäne können ein Alter von 20 Jahren erreichen.
Männchen und Weibchen sehen gleich aus, Weibchen sind aber etwas kleiner. Der Schnabel ist orangerot, der namengebende Höcker schwarz, ebenso die Füsse. Bei Männchen ist der Höcker stärker ausgeprägt.
Höckerschwan-Paare bleiben oft lebenslang zusammen, im Spätwinter erneuern sie ihre Partnerschaft. Vor allem im Februar und März findet die eindrückliche Balz statt. Dazu gehören Elemente wie Schnabelsenken, Scheinputzen und die „Zärtlichkeitshaltung“, bei der die Hälse der beiden Partner eine Art Herz bilden, ein sehr beliebtes Motiv für Verlobungs- und Hochzeitskarten. Einige Paare zeigen auch ein „Schwanenballett“, wobei sie in synchronen Bewegungen teils in engem Körperkontakt, teils in gewissem Abstand miteinander schwimmen.
Höckerschwäne lieben nährstoffreiche, stehende oder langsam fliessende Gewässer, wo sie sich von Wasser- und Uferpflanzen und darin befindlichen Kleintieren ernähren. Ihre Nahrung suchen sie gründelnd in seichtem Wasser. Sie benötigen etwa 4 Kilogramm Pflanzennahrung pro Tag. Besonders im Winter grasen die Tiere auf gewässernahen Wiesen und Weiden.
Die Paare verteidigen ihre Reviere vor allem ab Ende des Winters vehement. Das Männchen vertreibt eindringende Artgenossen, dabei kann es zu ernsten Kämpfen kommen. Die Rivalen schwimmen in Drohhaltung aufeinander zu, mithilfe von Flügelschlägen und durch Verbeissen im Kopfgefieder des Gegners versuchen sie, sich gegenseitig unter Wasser zu drücken. Dokumentiert ist ein Fall aus dem Jahr 2011 in Deutschland. Auf einer Wiese fügte ein revierfremdes Männchen einem Schwanenweibchen (!) so heftige Bisswunden im Kopfbereich zu, dass dieses später vom Wildhüter erlöst werden musste. Tödliche Attacken sind aber die Ausnahme.
Die Nester der Höckerschwäne befinden sich stets in Wassernähe in der Vegetation oder auf Inseln. Oft wird das Nest des Vorjahres ausgebaut. Es besteht aus Zweigen, Schilf und anderem Pflanzenmaterial. In die mit Blättern und Federn ausgepolsterte Nestmulde legt das Weibchen ab Mitte April jeweils fünf bis acht Eier im Abstand von ein bis zwei Tagen. Die Eier bebrütet vorwiegend das Weibchen während einer Zeitspanne von rund 40 Tagen.
Während der Brutzeit sind Höckerschwäne sehr aggressiv, deshalb sollte man sich dem Nest keinesfalls nähern, auch wenn die Verlockung gross ist, einen Blick auf die geschlüpften Küken zu erhaschen. Dies gilt natürlich generell für alle Tiere mit Nachwuchs.
Schwanenküken sind hellgrau gefärbt, der Schnabel ist dunkel. Sie können bereits nach einem Tag schwimmen, gehören also zu den Nestflüchtern. Ihre Hälse sind anfangs noch kurz, die Schwaneneltern holen deshalb die pflanzliche Nahrung für sie an die Oberfläche. Mit drei bis vier Monaten sind die Jungen flügge. Sie bleiben aber in der Regel den Winter über im Familienverbund beisammen. Mit Beginn der neuen Brutsaison werden die Jungvögel dann aus dem Revier vertrieben. Die Geschlechtsreife tritt erst nach drei Jahren ein.
Wenn Höckerschwäne im Winter mit Brot gefüttert werden, können sich grosse Ansammlungen bilden und die Tiere werden zutraulich. Dies hat in der Schweiz an gewissen Orten zu Problemen geführt. Landwirte beklagen sich über verkotete Wiesen und der Schwanenbestand wird reguliert, was wiederum zu Protesten der Tierschützer führt. Die Regulierung kann durch Anstechen der Eier oder durch Eientnahmen aus dem Nest geschehen. Mancherorts weisen Verbotstafeln auf ein Fütterungsverbot hin. Die Fütterung von Wasservögeln ist generell nicht notwendig, andererseits ist es natürlich für Familien mit Kindern ein besonderes Erlebnis, wenn sie Wasservögel füttern dürfen. Ein absolutes No-go ist verschimmeltes Brot, dieses gehört definitiv in den Abfalleimer.
Unsere Höckerschwäne bleiben auch im Winter in ihrem Brutgebiet, bei zufrierenden Gewässern können sie kleinräumig ziehen. Schwäne aus Nordeuropa ziehen in der kalten Jahreszeit in wärmere Regionen.
Jetzt ist die ideale Zeit, Höckerschwäne genau zu beobachten, das Balzritual ist ein besonderes Spektakel. Obwohl der Höckerschwan für viele ein „Allerweltsvogel“ ist, kennt man das eindrückliche Schwanenherz meistens nur von Bildern.
Die ausführliche Dokumentation zum heutigen Vogel des Monats für den Unterricht finden Sie hier: der Höckerschwan oder in der Lehrmittel Boutique, wo das Heft auch für Nichtmitglieder kostenlos zur Verfügung steht.
Ich danke Edith und Beni Herzog herzlich für die interessanten Informationen und die wunderbaren Fotos. Auf ihrer Webseite benifotos.ch sind die Bilder grösser und noch prächtiger zu sehen.
Zielgruppe: 3. - 6. Klasse
Bezug Lehrplan 21: NMG 2.1 NMG 2.3 NMG 2.4 NMG.2.6