Es war einmal ein Faden aus Baumwolle, der sich völlig nutzlos fühlte. „Ich bin zu schwach, um zu einem Seil zu werden“, beklagte er sich. „Und ich bin zu kurz, um zu einem Pulli verstrickt zu werden. Ich bin zu plump, um mit einem Drachen aufzusteigen und man braucht mich nicht einmal für eine billige Stickarbeit. Ich bin ausgeblichen und meine Spitzen sind gespalten ... Ach, wäre ich doch ein Goldfaden, ich würde eine Stola schmücken, ich läge auf den Schultern eines Würdenträgers! Ich bin wirklich für gar nichts zu gebrauchen. Ich bin misslungen. Niemand braucht mich. Ich gefalle niemandem, nicht einmal mir selber!“
Er kuschelte sich auf dem Sessel, hörte traurige Musik und blieb immer allein. Eines Tages hörte ihn ein Häufchen Wachs und sagte zu ihm: „Lass den Kopf nicht so hängen, kleiner Baumwollfaden. Ich habe eine Idee: Lass uns beide etwas gemeinsam machen!. Natürlich können wir keine Altar- oder Salonkerze werden: Du bist zu kurz und ich bin etwas zu gering. Wir können ein Lämpchen werden und etwas Wärme und etwas Licht abgeben. Es ist besser, ein wenig zu leuchten und zu wärmen, anstatt im Dunkeln zu verharren und zu grollen.“
Der Baumwollfaden akzeptierte bereitwillig. Vereint mit dem Wachs wurde er ein Teelicht, leuchtete in der Dunkelheit und strahlte Wärme aus. Und er war glücklich.
Bruno Ferrero, Qumran2
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