Da unten

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Ein Junge, der auf einer Ebene wohnte, war fasziniert von der Bergkette, die sich in weiter Ferne am Horizont erhob. Bläulich, leicht und dicht, kam sie ihm vor, wie ein Ort im Paradies.

Eines Tages, als Jugendlicher, gab er dem Ruf des Horizontes nach und beschloss, den betörenden Ort aufzusuchen. Die Reise über Ebenen und Hügel dauerte lange.

Erschöpft kam er endlich auf dem Gipfel der Berge an, aber er musste mit tiefer Enttäuschung feststellen, dass die Berge nicht mehr bläulich, sondern grau, chaotisch, steinig, rau und trocken waren. Genauso wie der Ort, den er hinter sich gelassen hatte.

Doch am Horizont, weit vorne, zogen sich andere Berge dahin, himmelblau, lila, von einem goldenen Licht beschienen. Und er brach auf.

Er brauchte viel Zeit, um sie zu erreichen. Doch auch da - je näher er kam - verblassten das Blau und das Lila und sie machten dem Grau der Felsen und dem strohigen Gelb des verbrannten Grases Platz. Doch weiter vorn war der Horizont blau und rosenrot. Und er machte sich wieder auf den Weg.

Jedes Mal war es eine Enttäuschung: Bei seiner Ankunft entpuppten sich auch die neuen Gebiete wieder als rau und hässlich.

Eines Tages, nun schon ein alter Mann, sah er ein, dass seine Suche erfolglos war, und er beschloss, zurückzukehren.

Und auf einmal waren alle Orte, die er hinter sich gelassen hatte, bläulich, leicht, umgeben von einem bezaubernden vergoldeten Licht.

Bruno Ferrero, Qumran2
Bild: Pixabay, Pacto Visual