Seine Farbenpracht, die ihn wie einen tropischen Vogel schillern lässt, und seine Eleganz machen den wärmeliebenden Bienenfresser zu einer unverwechselbaren Erscheinung in unserer Vogelwelt. Dieses fliegende Juwel gehört in Mitteleuropa vermutlich zu den Profiteuren der Klimaerwärmung.
Vom Mittelmeerraum her, wo er regelmässiger Brutvogel ist, breitete er sich langsam nach Norden aus. In den 1990er-Jahren siedelte er sich in Deutschland und im nördlichen Frankreich an. Er fand den Weg auch in die Schweiz, hier sind aber nur wenige Brutgebiete über mehrere Jahre besetzt. Allerdings mehren sich die Brutnachweise. In Deutschland konnte im Jahr 2015 ein neues Maximum von 1600 Brutpaaren nachgewiesen werden. Auch in Österreich und andern europäischen Staaten kommen Bienenfresser vor. Warme und trockene Sommer fördern das Insektenaufkommen, dies bietet die optimale Voraussetzung für einen Anstieg des Bruterfolges.
Der Bauch- und Brustbereich des Bienenfressers ist türkisfarben, Scheitel-, Nacken- und Rückenpartien sind rostbraun. Oberhalb des gelben Kinns hat er einen schwarzen Augenstreif. Im Flug zeigt er spitze dreieckige Flügel, die verlängerten mittleren Schwanzfedern bezeichnet man als Spiess, der bei den Weibchen ein bisschen kürzer ist. Charakteristisch sind seine Flugrufe.
Bienenfresser segeln oft beschaulich durch die Luft, sind aber auch pfeilschnelle Flugjäger und jagen von einer Sitzwarte wie z.B. einem freistehenden Ast aus ihre Beute.
Zum Beutespektrum zählen Bienen, Hummeln, Wespen, Käfer, Libellen, Schmetterlinge, Heupferde. Da sie sich vor allem auf stechende Arten spezialisiert haben, schlagen sie den Hinterleib ihres Opfers auf einen harten Untergrund (z.B. Ast), um den Giftstachel zu entfernen.
Das Insektenangebot spielt eine massgebende Rolle, der massive Einsatz von Pestiziden und Insektiziden führt leider zu erheblichen Verlusten an Insekten. Dass heute selbst nach einer mehrstündigen Autobahnfahrt die Windschutzscheibe eines Autos kaum von Insektenopfern gereinigt werden muss, verdeutlicht drastisch den Verlust von etwa 80% der Insektenbiomasse in den vergangenen 35 Jahren.
Der Bienenfresser ist ein Langstreckenzieher und kehrt anfangs Mai aus dem Süden Afrikas zurück. Ein guter Bruterfolg setzt eine optimale Zusammenarbeit zwischen den beiden Partnern voraus. Die Bindung des Paares wird dadurch bekräftigt, dass das Bienenfresser-Männchen seinem Weibchen Geschenke in Form von erbeuteten Grossinsekten übergibt.
Bienenfresser brüten in kleinen Kolonien mit bis etwa 10 Paaren, in seltenen Fällen kommen Einzelbruten vor. Das Graben der bis zu 150 cm langen Niströhren ist hauptsächlich Aufgabe des Männchens. Geeignete Brutplätze sind nach Süden ausgerichtete Steilwände in Sand- und Kiesgruben, Weinbergböschungen, verfestigte Sand- und Erdhaufen, Steilwände an natürlichen Flussufern, die aber durch Flussbegradigungen und -korrekturen bei uns rar geworden sind.
Das Graben der Bruthöhle nimmt zwei bis drei Wochen in Anspruch. Das Männchen hackt mit geöffnetem Schnabel und wirft das Material mit Scharrbewegungen aus dem Loch. Brutbeginn für die etwa 6 Eier ist Ende Mai/Anfang Juni, die Bebrütung der Eier durch beide Partner dauert 3 Wochen. Nach weiteren gut 4 Wochen verlassen die Jungen die Neströhre, werden aber noch drei Wochen ausserhalb weiter gefüttert. Nicht-brütende, jüngere Individuen und Verwandte betätigen sich als Bruthelfer. Es kommt vor, dass Bienenfresser alte Bruthöhlen ausbessern und erneut darin brüten, oft werden diese aber auch von andern Vögeln wie z.B. Uferschwalben benützt. Diese belegen dann den vordersten Teil der Niströhre. Durch Erosion etc. kann ein Brutgebiet auch verloren gehen, in diesem Fall suchen sich die Bienenfresser eine neue Bleibe.
Bienenfresser zeigen ein komplexes Sozialverhalten, auf den Sitzwarten spielt sich ein grosser Teil ihres Soziallebens ab. Durch ihre Schönheit ziehen sie viele Vogelbeobachter und Fotografen an. Man sollte aber nicht in die Nähe von Brutröhren gehen, da Bienenfresser unter Umständen die Fütterung der Jungvögel aufgeben. Es empfiehlt sich, diese farbenprächtigen Vögel in gebührendem Abstand auf den regelmässig angeflogenen Sitzwarten abseits der Brutröhren zu beobachten. Selbstverständlich sollten auch keine Motorradrennen und andere Veranstaltungen in Kiesgruben durchgeführt werden, die sich Bienenfresser als Brutplatz ausgesucht haben. Wir möchten uns ja alle weiterhin an diesen wunderschönen Vögeln erfreuen.
Die Dokumentation zum heutigen Vogel des Monats für den Unterricht finden Sie hier: Bienenfresser.
Für Nichtmitglieder steht das Heft in der Lehrmittel Boutique kostenlos zur Verfügung.
Die interessanten Informationen hat Edith Herzog für uns zusammengestellt, die herrlichen Fotos sind von Beni Herzog. Herzlichen Dank.