"Aber erst jetzt begriff ich: Sie [die Bäume] sind einfach da und man muss sich immer nach ihnen richten. Wenn du einen Garten neu gestalten willst, egal ob er zu einem kleinen Haus oder zu einem Schloss gehört, musst du dich immer mit den Bäumen auseinandersetzen, die schon da sind. Manchmal haben sie die besten Plätze, die Plätze, an denen du Terrassen und Lauben anlegen willst, oder Teiche.
So sah ich es jedenfalls früher. Es gab viele Aufträge, die mir schlechte Laune machten, weil diese verdammten Bäume falsch standen. Und weil sie so lange brauchten, um zu wachsen, und man sie im Prinzip nicht verpflanzen kann. Mein Lehrer war so einer, der bestand darauf, bei einem neuen Garten erst mal alles abzuholzen und dann das Feld neu aufzubauen. Natürlich musste man auch ökologisch denken und daher gab es Gärten mit naturbelassenen Ecken, mit Biotopen und diesem ganzen Quatsch. (...)
Dann habe ich verstanden, dass alles ganz anders ist. Die Bäume bestimmen, wo die besten Plätze für die anderen Pflanzen im Garten sind, auch, wo man sitzen, wo man gehen oder sich hinlegen kann. Sie strukturieren alles und nur darum geht es. Es hat keinen Sinn, sich dagegen zu wehren. Man kann nur etwas daraus machen, wenn man das akzeptiert. (...)
Ich hatte zwar gelernt, wie ihr Tempo beim Wachsen und Sterben ist, ich wusste, wie man sie bändigen oder ermutigen konnte, aber ich hatte noch nicht begriffen, dass ich den Platz, den sie hatten und den sie besetzten, einfach akzeptieren musste. (...)
Wahrscheinlich geht es im Leben sowieso letztlich nur darum, zu verstehen, was man akzeptieren und was man ändern muss, oder?"
Aus einem Gespräch zwischen dem Landschaftsgärtner Lorenz und March im Roman Die Symmetrie der Liebe von Maren Gottschalk.
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