Die Blaumeise erscheint im Winter regelmässig am Futterhäuschen, wo sie vom Fenster aus gut beobachtet werden kann. Im Siedlungsgebiet ist die Blaumeise nach der etwas grösseren Kohlmeise die häufigste Meise. Auch die Kohlmeise sehen wir am Futterbrett, dort streiten die Meisen manchmal um die "besten Plätze".
Die Blaumeise ist sehr geschickt und erfinderisch. Sie legt zwar selber keine Nahrungsvorräte in Baumritzen und -spalten an wie andere Meisen, bedient sich aber gerne aus diesen Nahrungsverstecken. Berühmt wurde sie Ende der 1920er-Jahre in Grossbritannien, als sie lernte, die Verschlüsse von Milchflaschen aufzureissen, um den Milchrahm zu verzehren. Damals deponierte der Milchmann die Milchflaschen am frühen Morgen vor der Haustüre.
Das Gewicht der Blaumeise beträgt 9 bis 12 Gramm. Sie ist mehrheitlich ein Standvogel, das heisst, sie verbringt das ganze Jahr bei uns. Nur ein kleiner Teil zieht im Winter nach Südfrankreich oder Italien.
Eine Verwechslung der Blaumeise mit anderen Meisen in unseren Breitengraden ist praktisch unmöglich, da die Farbgebung unverkennbar ist. Bei Blaumeisen sind Kopfplatte, Nackenband und Flügeldecken blau, die Wangen weiss und sie haben einen dunklen Augenstreif.
Blaumeisen sind zierlich, wirken aber ein bisschen pummelig und "halslos". Bei der Nahrungssuche in den Bäumen turnen sie umher und hängen manchmal kopfüber an den Zweigen. Ihre Nahrung besteht aus Insekten, Spinnen, Käferlarven - im Herbst und Winter kommen Sämereien und Beeren hinzu.
Blaumeisen brüten in Baumhöhlen im Laubwald, in Parks, Obstgärten und in Siedlungen, wo sie gerne Nistkästen besetzen. Das Nestmaterial bilden Gräser, Flechten, Moos und Tierhaare. Sie polstern ihre Nestmulde auch mit Katzenhaaren aus, obwohl Katzen zu ihren Feinden zählen.
Im April legt das Weibchen 6 bis 15 Eilein mit rötlich-braunen Punkten und Flecken. Die Sprenkelung der Eier hängt vom Gesundheitszustand des Weibchens ab. Ein Ei wiegt gut 1 Gramm. Nach 13 bis 15 Tagen schlüpfen die winzigen, nackten Wesen.
Nun beginnt für die Vogeleltern eine harte Zeit. Sie schleppen in der 19 bis 20 Tage dauernden Nestlingszeit alle 2 bis 3 Minuten Futter an, vorwiegend Raupen, und dies ohne Mittagspause! Zusätzlich tragen die Altvögel ständig die Kotbällchen der Jungvögel weg, um das Nest sauber zu halten. In dieser Zeit sehen die Vogeleltern oft zerzaust aus, da sie keine Zeit für die Gefiederpflege haben.
In seltenen Fällen kommt es vor, dass eine andere Vogelart bei der Jungenaufzucht hilft. Dokumentiert ist das Verhalten eines Zaunkönigs, der Futter an bettelnde Blaumeisenjunge übergab, ohne dass die Blaumeiseneltern etwas dagegen hatten. Wir Menschen finden dieses Vorgehen romantisch, der Biologe interpretiert das anders und spricht von einem fehlgeleiteten Verhalten. Wie auch immer - Hauptsache ist, dass die Jungvögel mit Erfolg aufgezogen werden.
Die Dokumentation zum heutigen Vogel des Monats für den Unterricht finden Sie hier: die Blaumeise.
Für Nichtmitglieder steht das Heft in der Lehrmittel Boutique kostenlos zur Verfügung.
Die interessanten Informationen hat Edith Herzog für uns zusammengestellt, die herrlichen Fotos sind von Beni Herzog. Ich danke dem unermüdlichen Ornithologen-Paar herzlich dafür.