30 Erwiderungen an einen Buch-Snob (Teil 1)

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buch lesen

Bücher fallen oft Vorurteilen von Lesenden zum Opfer, die - überzeugt von ihrem exquisiten literarischen Geschmack - von hoch oben auf alle hinabblicken, die nicht über dieses herausragende Gespür für die einzige richtige Literatur verfügen. Matt Haig, ein britischer Autor und Journalist, nennt sie die book-snobs und listet in seinem Blog eine Reihe von Vorurteilen auf, die es hoffentlich nie schaffen werden, uns die Lust am Lesen zu nehmen:

  1. Snobismus bewirkt, dass die Menschen darüber besorgt sind, was sie lesen. Und wer sich über etwas Sorgen macht, hört auf, sich daran zu erfreuen.
  2. Snobismus führ zu schlechteren Büchern. Er sagt aus, dass die meisten Menschen dumm sind und dumme Bücher lesen wollen und dass nur gewisse - piekfeine, noble, gebildete, coole - Menschen gute Bücher mögen.
  3. Wenn etwas populär ist, kann es trotzdem gut sein - siehe Shakespeare oder die Beatles.
  4. Teenager haben - entgegen der herrschenden Meinung - mehr aktive Gehirnzellen als Erwachsene. Und mehr Spass.
  5. In Rundfunk und Presse an prominenter Stelle besprochen zu werden, macht ein Buch nicht automatisch besser.
  6. Ein Buch muss nicht zwingend besser sein als ein Film.
  7. Staunen ist universal. Es gibt wohl kein menschliches Wesen, das in die Sixtinische Kapelle eintritt und nicht mit Bewunderung den Blick an die Decke richtet. Macht das Michelangelo zu einem schlechteren Künstler?
  8. E-Books sind ebenso wertvoll wie gebundene Bücher; wichtig ist der Inhalt.
  9. Snobismus gibt vor, sich gegen gewisse Bücher zu stellen, doch in Wirklichkeit richtet er sich gegen Menschen. Snobs belächeln den Geschmack anderer Menschen, um sich überlegen zu fühlen.
  10. Ein Buch aufgrund seiner Einstufung ("B-Buch") abzulehnen und nicht etwa wegen seines Inhalts, ist Buch-Rassismus.
  11. Snobismus qualifiziert sich selbst: Virginia Woolf, die "Schutzherrin der Buch-Snobs", nannte die Odyssee ein 'analphabetisches, ungebildetes Werk', geschrieben von einem 'Autodidakten der Arbeiterklasse und wir wissen alle, wie peinlich diese sind'.
  12. Du bist einer von 7 000 000 000 Menschen auf der Erde. Du wirst nie besser sein können als sie alle, aber du kannst glücklich sein, dich als 'einer von ihnen' zu fühlen.
  13. Die einzigen Menschen, die fürchten, dass andere verstehen, was sie sagen, sind Menschen, die gar nichts zu sagen haben.
  14. Bücher sind nicht besser, wenn sie nicht verstanden werden, genausowenig wie ein Gebäude besser ist, wenn es keine Türe hat.
  15. Shakespeare hat nie an einer Universität studiert und er schrieb seinen eigenen Namen auf sechs verschiedene Arten. Und er erzählte Witze (wenn auch nicht besonders gute, doch er hat es immerhin versucht).


Das war die erste Hälfte - die Replik zu den Vorurteilen #16 bis #30 folgt demnächst.