Dialogisches Lernen

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apple-256261 640 pixabayAm Wochenende durfte ich an einer Tagung zum Dialogischen Lernen teilnehmen, an dem sich Lehrpersonen aller Stufen, von der Grundschule bis zu den Hochschulen trafen. Mich fasziniert, wie einfach das Konzept sich in allen Schulen durchführen lässt und wie beeindruckend die Ergebnisse sind. Das kam in den Referaten zum Ausdruck und war auch in den mitgebrachten Lernjournalen, den Reisetagebüchern, sehr klar ersichtlich.

Liebe auf den zweiten Blick
Die beiden Tage waren dem fachlichen Austausch von Erfahrungen und der Zusammenarbeit in Fachgruppen gewidmet. Im Mittelpunkt stand ein Referat von Urs Ruf und Eva Pabst mit dem Titel: Liebe auf den zweiten Blick - Vom Ja, aber ... zum Wie will das gemacht sein?

Gut erklärt ist noch nicht verstanden
Urs Ruf zeigte sehr eindrücklich auf, wie schwierig es ist, das Wissen der Lehrpersonen auf die Lernenden zu übertragen, da im Unterricht zwei voneinander unabhängige Prozesse aufeinander treffen:

  • Auf der einen Seite steht unser Angebot, bei dem wir versuchen, durch Erklärungen und Anleitungen unser Wissen und Können weiterzugeben.
  • Auf der anderen Seite steht die Nutzung. Es braucht einen Lernenden, der das Angebot versteht und es auch annimmt.

Fazit: Ohne passende Nutzung bleibt das beste Angebot wirklungslos.

Anbieter und Nutzer im Dialog
Urs Ruf stellte die drei Varianten einander gegenüber:

  • Bei einer Dominanz des Angebots bietet die Lehrperson ihren Stoff an und erwartet vom Schüler, dass dieser sein Angebot nutzt.
    Die Lehrperson interessiert dabei: "Sagt und tut der Schüler das, was ich gestützt auf mein Angebot von ihm erwarten darf?"
    Für den Schüler bedeutet das: "Ich muss einer mir fremden Norm genügen und fremde Erwartungen erfüllen."
  • Bei einer Dominanz der Nutzung bestimmen die zufälligen Wünsche und Interessen der Schüler das Angebot.
    Die Lehrperson interessiert dabei: "Was sagt und tut der Schüler unabhängig von meinem fachlichen Angebot?"
    Für den Schüler bedeutet das: "Alles dreht sich um mich."
  • Bei einem Dialog zwischen dem Anbieter und dem Nutzer interessiert die Lehrperson: "Was und wie denkt und überlegt der Schüler, wenn er mein Angebot auf seine Weise nutzt?"
    Für den Schüler bedeutet das: "Wenn ich mich darauf einlasse und aufzeige, was für Gedanken ich mir zum Thema gemacht habe, interessieren sich andere dafür. Sie lernen von mir und ich von ihnen."

Die Kernidee des Dialogischen Lernens
Lehrpersonen und Schüler bilden eine Lerngemeinschaft und tauschen sich über ihr fachliches Wissen und Können aus. Es entsteht ein Prozess der Verständigung zwischen Lehrenden und Lernenden, die sich gegenseitig beeinflussen und gemeinsam Fortschritte machen.

Wenn Sie mehr zum Dialogischen Lernen wissen möchten, finden Sie hier einen interessanten Text zum Lehren und Lernen mit dem Reisetagebuch von Patrick Kolb oder hier einen 40-minütigen Film der Universität Zürich, die einen Einblick in den Mathematikunterricht von Peter Gallin gibt.

Foto: Pixabay, jarmoluk