Einführung des Lernjournals

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Dialogischer KreislaufSeit einigen Wochen lasse ich mich vom Dialogischen Lernen inspirieren und mitreissen. Ich konnte bei Hospitationen miterleben, wie bereits Kinder der Unterstufe sich in eine Idee, einen Lerngegenstand hineinversetzen und ihre Gedanken auf wunderbare, individuelle Art ausdrücken.

Ein wichtiger Bestandteil ist das Führen eines Lernjournals, eines Reisetagebuchs. Dieses Heft im A4-Format soll zum natürlichen Begleiter des Kindes werden und braucht deshalb eine gute Einführung.

Als Erwachsene haben wir manchmal unrealistische Erwartungen an die Kinder. Wir teilen ein Heft aus und meinen, dass sie zu schreiben beginnen sollen. Wir erwarten sogar von ihnen, dass sie nette, kleine Geschichten und tolle Erlebnisse aufschreiben. Doch seien wir ehrlich: Auch Kindern fällt oft 'einfach so' nichts ein. Sie brauchen eine Starthilfe:

1. Wir erklären den Kindern, was ein Journal ist.
Sie sollen lernen, dass das Lernjournal ihr persönlicher Ort ist, an dem sie über sich selber schreiben können, über ihre Gefühle, über Dinge, die sie lieben oder nicht mögen, von denen sie träumen, an die sie sich erinnern und über die sie etwas lernen.

2. Wir geben die Regeln bekannt.
Das Führen des Lernjournals ist an gewisse Regeln gebunden, zum Beispiel:

  • Am Anfang jedes Eintrages steht das Datum.
  • Im oberen Teil der Seite zeichnen wir, in der unteren Hälfte schreiben wir.

Bei kleineren Kindern schreiben wir wenn nötig das Datum selber hin. Wer es schafft, schreibt es von der Wandtafel oder vom Kalender ab. Oder wir zeigen den Kindern, wie sie mit einem Datumsstempel umgehen können.

3. Wir starten mit einem ersten Eintrag.
Bei den jüngeren Kindern steht die Zeichnung im Mittelpunkt:

  • Zeichne dich selber oder etwas, was dir gefällt. Wenn du magst, kannst du etwas über dein Bild aufschreiben.
  • Zeichne dich selber oder etwas, was dir gefällt und beschreibe dein Bild genau.

4. Wir bemessen kurze Zeiten für die Einträge.
Wir halten uns an die Vorgaben, die die Kinder machen. Im Kindergarten sind sie vielleicht nach 5 Minuten fertig. Erst- bis Drittklässler zeichnen und schreiben etwa 15 bis 30 Minuten.

5. Präsentieren der Einträge.
Drei Kinder dürfen den anderen ihre Einträge vorstellen. Alle Kinder möchten jeweils ihre Journalseite zeigen. Doch da wir regelmässig damit arbeiten, wählen wir nur wenige aus und versprechen den anderen, dass sie in den nächsten Tagen Gelegenheit dazu bekommen werden.

6. Kommentare und Rückmeldungen.
Wir üben mit den Kindern, wie sie die präsentierten Journaleinträge kommentieren und wie sie Fragen zu den Zeichnungen und zu den vorgelesenen schriftlichen Einträgen stellen.

  • Ich finde es gut, wie du ...
  • Mir gefällt der Teil über ...
  • Der Teil über ... war lustig.
  • Der Teil über ... war interessant, da habe ich etwas gelernt.
  • Mir gefällt deine Zeichnung.
  • Warum hast du geschrieben, ...?

7. Es ist okay, wenn die Kinder nur zeichnen.
Das ändert sich mit der Zeit - ganz bestimmt. Die Kinder müssen sich zuerst zurechtfinden, Routine aufbauen, sie wollen unsere und ihre eigenen Erwartungen erfüllen und positive Erfahrungen sammeln.

pilimut8. Folgeauftrag.
Am nächsten Tag lesen wir eine Geschichte vor. Als Beispiel habe ich Der Wurm Pilimut von Michael Botzet ausgewählt, von dem hier noch einige weitere hübsche Geschichten zu finden sind.
Wir regen eine kurze Diskussion über Träume an:

  • Was ist ein Traum?
  • Fällt mir nach dieser Geschichte ein eigener Traum ein?

Jetzt laden wir die Kinder ein, ihren persönlichen Traum zu zeichnen oder aufzuschreiben. Es ist gleich zu spüren, dass die Kinder schnell wissen, was sie zeichnen oder schreiben wollen. Einige Kinder möchten zuerst darüber reden, andere beginnen gleich, ihre Gedanken aufs Papier zu bringen.

9. Weitere mögliche Startfragen.

  • Was macht dich froh, traurig, ärgerlich, ruhig, übermütig, mürrisch ...?
  • Wie hast du dich verändert, seitdem du kein Baby mehr bist?
  • Hast du noch spezielle Erinnerungen an deine Zeit als Baby?
  • Was ist schwer, wenn man 5, 6, 7, 8 ... Jahre alt ist? Was wird besser, wenn du 6, 7, 8, 9 ... Jahre alt sein wirst?

100 + 40 weitere kreative und kritische Denkanstösse finden Sie bei den Perlen Karten.

10. Themenbezogene Aufträge
Die Kinder schreiben auch gerne über ein spezielles Thema, das sie interessiert oder das im Unterricht gerade aktuell ist.

Wunderbare Ideen zu Aufträgen und zum Führen des Reisetagebuches sind im Ich-Du-Wir zu finden.